Von der Bestandsaufnahme zur Biodiversitätsforschung
Als selbstständiger Biologe arbeite ich seit Anfang der 1990er auf dem Spezialgebiet Zikaden. Meine Hauptarbeit war lange Jahre eine reine Bestandsaufnahme in ganz Deutschland und inzwischen habe ich eine Reihe von Büchern zu ihrer Bestimmung und Ökologie verfasst. Daneben standen aber auch immer die Vögel, Heuschrecken und Pflanzen in meinem Fokus.
Durch meine langjährigen Beobachtungen und Untersuchungen kam ich u.a. zu dem Schluss, dass nicht nur Lebensraumzerstörung und Pestizide für den Rückgang der Zikaden und der Biodiversität ganz allgemein verantwortlich sind. Ganz grundsätzlich ist es der seit rund 200 Jahren ablaufende, soziökonomisch bedingte Wandel in der Landnutzung und das damit einhergehende Verschwinden der Weidetiere in traditioneller und extensiver Haltung aus unserer Landschaft. Dieser Nutzungswandel beeinträchtigt nicht nur die Zikaden und andere Insekten, sondern Flora und Fauna ganz allgemein.
Nach und nach richtete ich meine Tätigkeit immer stärker auf dieses Thema aus, führte Vergleichsstudien zwischen unterschiedlich gepflegten Naturschutzflächen durch und sprach in meinen Berichten Empfehlungen für ein besseres Management aus. Auf Reisen nach Ost- und Südeuropa, Asien und Afrika, aber auch beim Monitoring mitteleuropäischer Weideprojekte wurde mir immer stärker die Bedeutung von zusammenhängenden Weidelandschaften für die Biodiversität klar.
2017 gründete ich gemeinsam mit Alois Kapfer aus Tuttlingen und weiteren Kollegen den Verein zur Förderung naturnaher Weidelandschaften Süddeutschlands, der sich dafür einsetzt, die großflächige und extensive Beweidung als zentrale Strategie für den Schutz von Natur und Landschaft in Politik und Gesellschaft zu verankern. Zum lnsekten- und Biodiversitätsschwund initiierte der Verein u.a. 2019 eine Resolution verschiedener deutscher Naturschutzakteure. Weiterhin bin ich im Verein Taurus Naturentwicklung und in den NABU-Bundesfachausschüssen Weidelandschaften und neue Wildnis und Entomologie tätig. Damit verbunden sind Vorträge und Gespräche mit Verbänden, Behörden, Politikern, Landwirten und anderen Akteuren.
Neben diesen Aktivitäten bleibt die Erfassung der Zikaden aber immer noch ein Schwerpunkt meiner praktischen Arbeit, denn im Grasland und auch im Wald sind sie eine der besten Indikator-Gruppen des ökologischen Zustandes und des naturschutzfachlichen Wertes.